So wie der große, unvergessene Franko.
KLONGESCHICHTE
Es war in den 70ern, oder waren es die 80er. Er zog mit seinem Einmann- Zirkus durch die ganze Welt. Sein Zelt fasste 20.000 Besucher, die er immer als seine Gäste
Willkommen heißen durfte, jeden Abend in einer anderen fremden Stadt.
Unvergessen war seine Klonnummer. Doch bevor er diese darbot, welche ja
die Attraktion des Abends war, brillierte er als Dompteur. Da er den kleinen
Zirkus ganz allein führte und weder Partner noch angestellte hatte, trat er erst
als Dompteur in einem langen silbernen Mantel auf und lies seine Peitsche
ordentlich krachen. Dann verschwand er blitzschnell und huschte in sein Leopardenkostüm, welches er vor Jahren von einer hübschen norddeutschen Frau namens Susanne gekauft hatte. In seinem Kostüm schlich er dann mit weitem Hüftschwung an den unteren Rängen entlang, fauchte dabei wie eine Katze, und versetzte die Besucher in Angst und Schrecken. Über eine Stunde ging er im Kreis, sodass auch die Besucher der hinteren Reihen genug Zeit fanden, seine Vorstellung zu bewundern. Anschließend wechselte er behände nochmals sein Kostüm in das des Dompteurs und verbeugte sich vor dem tobenden Publikum.
Oft tat ihm am Abend der Rücken weh, nicht nur wegen des anstrengenden Bewegens auf Armen und Beinen, sondern auch vom schweren ziehen seines alten Karren, die seit langem sein Zelt und seine Requisiten trug. Tiere hat er ja keine und auch kein Transportfahrzeug.
Ein weiteres Highlight welches die Besucher aus den umliegenden Dörfern anzog, war seine ungeschlagene Seilakrobatik.
Am Ende einer überlangen Haushaltsleiter, befestigte Franko so geschickt ein Seil, dass er sich vom oberen Ende in etwa zwei Meter Höhe, mit nah angezogenen Beinen von eben diesem Seil zu Boden gleiten lies. Noch nie zuvor ist dies in einer Menage oder Manege gezeigt worden. Um kosten und Zeit zu sparen trug Franko dabei ein zweites mal das Leopardenkostüm, jedoch ohne Schwanz, um nicht Gefahr zu laufen mit dem Leoparden verwechselt zu werden. In den Pausen ging Franko allein mit seinem selbst gebauten Bauchladen durch die Reihen und verkaufte Kastanien und Kieselsteine mit seinem Namen. Ein zusätzliches Beibrot, welches die Kosten seines Einmann - Zirkus mit deckte. Oft kam er gar nicht bis in die hinteren Reihen, da die Kiesel und die Maronen sofort ausverkauft waren.
Nach etwa drei Stunden war es dann soweit. Die große Franko Klon Nummer stand an. Viel zu große Schuhe , ein buntes Gewand mit Fransen und ein Zylinder waren Franko auf den Leib geschrieben. Ein dicker rot geschminkter Mund zierte sein Gesicht und eine viel zu große Brille verdeckte seine Augen. Langsam ging er in die Mitte der Manege. Es herrschte Totenstille. Langsam nur Schritt für Schritt zentrierte er sich im Doppelhalbkreis. Unauffällig zog er blitzschnell eine kleine Taschenlampe hervor und schaltete diese noch in der Bewegung ein. Er hielt sie etwa 9,5 Zentimeter unter sein Kinn, so dass sein Gesicht mystisch ja beinah bedrohlich aussah. Die Zuschauer erschraken. Einige Frauen schrien kurz auf, verharrten dann aber in schock starre. Mit großen Augen wanderte Franko`s Blick durch die vorderen Reihen, wo seine kapitalkräftigen Gäste verweilten. An einem Abend auch der Präsident und dessen Gattin, sowie der Minister und sein neuer Freund, ein Kleidermodell aus Italien.
Franko dehnte die Zeit, schaute nach rechts und wieder nach Links, nach rechts und nach links. Die Spannung im Zelt war bis zum zerreißen gespannt. Und dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, .. schaltete Franko die Taschenlampe wieder aus. ... Und ! Gleichzeitig erlosch das Licht im Zelt. Es dauerte noch etwa zwei Sekunden bis die Zuschauer merkten was passiert war. Dann brach ein Orkan der Begeisterung los. Die Menschen tobten, standen auf den Stühlen und applaudierten. Franko Franko riefen sie, der Präsident weinte und der Minister hielt seinen neuen Freund schweigend im Arm, gerührt, fassungslos aber begeistert.
Franko bedankte sich mit nicht weniger als zehn Vorhängen, die er aufgrund des optimierten Budgets so auf und wieder zuzog, indem er ein altes Bettlaken an einer Stange von Links nach rechts bewegte und immer wenn er zu sehen war sein entzückendes lächeln aufsetzte und einen tiefen Diener darbot. Erst als er die Manege verließ gingen die Zuschauer aus dem Zelt, es dauerte meist eine Stunde bis alle gegangen waren und Franko mit dem Abbau des Zeltes beginnen konnte. Bis in die Nacht verstaute er alles in seinen kleinen Karren und zog in die nächste Stadt. So wie jeden Tag. Und auch morgen werden wieder zig tausende Menschen kommen, um ihn zu sehen. Ihn Franko Clemti, den größten Klon der Weltgeschichte.
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Zugabe:
Durch die ganze Welt ist er getourt. Seine schwerste Performance jedoch, lieferte er
für eine exklusive Vorstellung für den Dalai Lahma und 19.999 Mönchen auf dem Dach der Welt, in Tibet. Diesmal brauchte er zwei Tage, um den Karren heraufzuziehen und das Zelt aufzubauen. Es war Winter, daher trug er unter seinem Leopardenkostüm Angora- Unterwäsche von Kaninchen. Das Seil war gefroren als er daran hinunter glitt, was eine zusätzliche Gefahr bedeutete. Frank arbeitete nie mit Handschuhen, daher waren seine Finger rot und hart vor Kälte. Was diese Darbietung noch einzigartig machte, war der Trick mit der Taschenlampe. Der Dalai Lahma war ein Freund von erneuerbaren Energien und effizientem Umgang mit Ressourcen. Daher wandelte Franko sein Programm um und benutzte statt der Lampe eine Kerze. Ansonsten sollte alles so ablaufen wie immer. Sollte. Die 9,5 Zentimeter waren jedoch definitiv zu wenig. Franko´s Bart fing Feuer. In wenigen Sekunden. Franko sprang wie ein Derwisch durch den Schnee in der Manege, während die Mönche vor Freude über diese Darbietung tobten. Auch das Oberhaupt lächelte. Nachdem der Gesichtsschmuck weg gezündelt war, kühlte Franko das rote Gesicht im Schnee, was die Mönche als Demutsgeste verstanden und ihm folgten. So kam es, das an einem dunklen Winterabend im Tibet, 19.999 Mönche und ein Klon ihre Gesichter in den Schnee steckten und ein verzückter Dalai Lahma dazu lächeln applaudierte.
Klingt komisch, war aber so!
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