(Making of Sokengruch)

Zwei Männer hatten ein neues Spielzeug, das es zu testen galt. Es war ein MD-Recorder und damit sollte ein Hörspiel aufgenommen werden.
Schnell wurde aber klar: Es gab kein aufnehmenswertes Stück Literatur, das den Ansprüchen der Männer hätte genügen können. Die Ansprüche waren: Lustig und nicht so schwere Wörter drin.
So sagte einer der Männer schließlich: Ich weiß, wir schreiben einfach selber etwas. So 20 Seiten müssten reichen.
Der andere Mann sagte: Ja, gut.
Was ein kühnes Unterfangen war, denn eigentlich hatte keiner der Männer so etwas vorher gemacht. Aber egal.
Dann fragte der Mann nach: Was sollen wir denn schreiben und wie soll das zusammen gehen?
Der erste Mann sagte: Ach, irgendwie. Du fängst einfach mal an und wenn dir nichts mehr einfällt, mache ich weiter. Am besten schicken wir es dann per Email hin und her.
Der andere Mann fragte: Gut, und was für ein Thema?
Der erste Mann sagte: Das kannst du dir aussuchen.
Der andere Mann suchte sich, nach kurzer Bedenkzeit, das Thema Klassenfahrt aus und schrieb den ersten Satz: „Kann ich am Fenster sitzen?“ Dann schrieb er noch ein paar Sätze, bis ihm nichts mehr einfiel. Er dachte sich: Boooah, 20 Seiten. Das wird schwer. Das wird sowieso nichts werden, dachte er weiter. Aber an mir soll das Scheitern nicht liegen, dachte er. Also schickte er, nachdem er fertiggedacht hatte, seine 7 oder 8 Sätze per Modem an den ersten Mann.
So kam es, dass die 20 Seiten schon nach wenigen Tagen vollgeschrieben, die Geschichte aber noch lange nicht fertigerzählt war. Sie hatte gerade erst begonnen. Im übertragenen Sinne , hatte der Bus gerade erst die Stadt verlassen.
So ging es dann einfach immer weiter und immer weiter und irgendwann war es so, dass sich die Geschichte selbstständig gemacht hatte. Analog zur inhaltlichen Ebene eragb es sich, dass die beiden Männer, ich nenne sie fortan Autoren, nicht mehr wussten, wohin die Reise gehen sollte. Ähnlich wie der Busfahrer und der Reiseleiter Beller, hatten sie das Steuer aus der Hand gegeben. Die Figuren bestimmten die Richtung, denn nur sie hatten die Möglichkeit. Die Autoren indes hatten Freude daran gefunden, jeweils am Ende ihres Schreibstückes „unlösbare“ Situationen zu schaffen, um den Mitautoren zu necken. Denn es gab ja eine – bis heute ungeschriebene – Regel: Es wird nichts geändert und es gibt keine Absprachen über den Fortlauf der Geschichte. Aus diesem Grunde geschah es, dass die Geschehnisse immer mehr eskalierten, sich wieder beruhigten und es schließlich nicht mehr weiter ging.
Da merkten die Autoren, dass die Geschichte zu Ende erzählt war.
Bis jetzt…
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen